Wie Laienorchester unser kulturelles Leben bereichern

Ein persönlicher Dank an alle Musiker, die uns ein Stück ihres Könnens schenken!

Letzten Samstag saß ich im Münchner Hofgarten und habe dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung des Dirigenten Daniel Harding ganz kostenlos gelauscht – weil deren Konzert am Odeonsplatz auch für nicht Zahlende zu hören war. Ein tolles, aber leider seltenes Erlebnis, das ich gerade nach Monaten des Verzichts auf kulturelle Angebote besonders genossen habe. Dabei wurde mir auch nochmals bewusst, wie wertvoll im wahrsten Sinne des Wortes Kultur ist. Sie inspiriert, tröstet, gibt Kraft und bringt Menschen zusammen.

Leider ist das Kulturleben nicht gerade billig. Kunstausstellungen, Konzerte, Lesungen und Theater kosten oftmals ganz schön viel Geld. Das ist auch berechtigt, denn Kunst – gerade wenn sie auf hohem Niveau betrieben wird – erfordert von den Kunstschaffenden viel Leidenschaft und Leistung, von Material- und Raumkosten mal ganz zu schweigen. Da ist es ein Segen, dass es viele begabte Laien-Künstler gibt, deren Darbietungen auch für kleines Budget besucht werden können. Ich persönlich ziehe zum Beispiel Amateurorchester den professioenllen vor, weil die Atmosphäre bei ihren Konzerten oftmals entspannter ist.

Amateurorchester zu dirigieren will gelernt sein.

Ohne Amateurorchester wäre unser kulturelles Leben ein gutes Stück ärmer. Ob bei Festen, in Kirchen, Schulen oder Betrieben, überall finden sich musikbegeisterte Menschen zusammen, um sich und anderen einen besonderen Kulturgenuss zu ermöglichen. Vom Streicher über Bläser bis hin zu Pianist und Dirigent – sie alle stecken viel Zeit und Energie in ihre Proben und ermöglichen ihrem Publikum Zugang zu ganz besonderen Erlebnissen.

Von Laien und Amateuren zu sprechen, ist bei vielen dieser Orchester übrigens schon fast eine Untertreibung. Denn nicht nur die Musiker selbst, sondern auch ihre Dirigenten sind oftmals sehr gut ausgebildet oder haben sich über Jahre auf ein ordentliches Niveau gebracht. So muss ein Leiter eines Amateurorchesters speziell auf Laien abgestimmt Dirigieren lernen. Ein Laienorchester zu dirigieren unterscheidet sich schließlich sehr stark davon, Berufsmusiker zu leiten. Freizeit-Musiker haben zum einen nicht die Vorbildung, die man von ihren professionellen Kollegen erwarten kann, und natürlich haben sie zum anderen nicht die Zeit und auch nicht den Anspruch wie ein Profiorchester. Darauf muss man beim Laienorchester-Dirigieren eingestellt sein.

Auch wenn viele Musikliebhaber die Virtuosität herausragender Orchester, ihrer mitunter exaltierten Dirigenten und ihrer brillianten Solisten schätzen und lieben, so können sie sich nun einmal nicht immer die Tickets für die Philharmoniker und ihren Star-Dirigenten leisten. Und man sollte auch die Darbietungen von Amateurorchestern nicht von vornherein unterschätzen, denn viele von ihnen machen durch Engagement und Freude an der Musik wett, dass ihnen eine professionelle Ausbildung fehlt.

Und um noch einmal auf die Stimmung zurück zu kommen: Während man bei den hochkarätig besetzten Konzerten sehr auch auf Äußerlichkeiten achten muss und jedes Hüsteln einen schon verkrampfen lässt, bieten Amateurorchester oft die weit entspanntere Umgebung, in der zumindest ich mich dann auch besser auf die Musik einlassen kann, weil ich mich so wohler fühle. Und das gehört für mich zum Genießen einfach auch dazu, dass ich auf das achten kann, was mir musikalisch geboten wird, und nicht auf mich selbst.

In diesem Sinne also Respekt, Hochachtung und Dank an alle, die sich in ihrer Freizeit zum Musizieren treffen und aus ihrer Einzelbegabung etwas Besonderes durch das Spielen im Amateurorchester machen! Denn das ist immer wieder etwas Besonderes, wenn viele einzelne Instrumente zusammen etwas Neues kreieren, wenn ein Dirigent es schafft, sein Orchester zu einer einzigartigen Performance zu führen!