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Kriegsbunker wird zur grünen Oase

Der Flakturm IV in St. Pauli war einst ein Bunker, der für militärische Zwecke während des Zweiten Weltkriegs erbaut wurde. Dieser wurde um Jahr 1942 von circa 1000 Zwangsarbeitern in knapp einem Jahr errichtet. Der Hochbunker an der Feldstraße besaß eine Bewaffnung von vier 10,5-cm-Flakgeschützen, die später – im August 1942 – durch vier 12,8-cm-Flakzwilling 40 ersetzt wurden. Der Gefechtsturm IV, wie er auch genannt wird, zählt bis heute zu den größten erbauten Hochbunkern weltweit. Der massige Betonbau bemisst 75 Meter x 75 Meter in der Grundfläche und ist um die 60 Meter hoch. Die Wand besteht aus 3,5 Meter starkem Beton. Obwohl er zur Flugabwehr nur wenig beitragen konnte, die Zerstörung der Stadt aus der Luft im Jahr 1943 belegt das. Hauptsächlich diente der Betonkoloss als Luftschutzbunker.

In der Nachkriegszeit zog das beeindruckende Gebäude, welches im Herzen Hamburgs liegt, schon früh die Medien- und Kreativszene an. Der damalige NWDR sendete von hier die „Tagesschau“, der Verleger Axel Springer entwickelte Zeitungen und später präsentierte Fotograf FC. Gundlach Andy Warhols erste Deutschland-Ausstellung.

Bekoomt einen grünen „Hut“:
der Flakturm an der Hamburger Feldstraße.

Im Jahr 1990 wurde das Gebäude für rund 1,6 Milliarden DM verkauft und zu einem Medienzentrum umgebaut. In diesem befinden sich heute unter anderem der Musikclub „Uebel & Gefährlich“ sowie bis Beginn 2021 eine große Außenstelle des Musikinstrumentenhändlers „JustMusic“. 1993 erwarb der Investor Prof. Dr. Thomas J. C. Matzen das Erbbaurecht für den Bunker bis in das Jahr 2053 für damals circa 6 Millionen DM. Inzwischen befindet sich das Erbbaurecht in den Händen der Matzen Immobilien GmbH.

Die Nachbarschaftshilfe namens „Hildegard“ kam vor einigen Jahren auf die bahnbrechende Idee einer Begrünung des Bunkers. Dieser Geistesblitz überzeugte Matzen. Viele der Anwohner wünschten sich zusätzlich für die öffentlich zugänglichen Teile einen Stadtgarten auf dem Bunkerdach.

Für die Planung der Last, die auf dem Gebäude möglich sei, wurde das Tragwerksplanerbüro Schlaich Bergermann aus Stuttgart ins Boot geholt. Diese bestätigten gaben das Go für die Pläne.

Für die Begrünung des Betonkolosses sind bereits 4700 Pflanzen von der Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren bestellt. Darunter fallen Baumarten wie Weißer Winterglockenapfel, Feld-Ahorn, Zöschener Ahorn, Strauch-Waldkiefer und Stechpalme dazu Kletterpflanzen, Sträucher, Hecken und sogar Rosen. Die Pflanzen werden dabei unterirdisch verankert, um sie gegen Windsog zu schützen. Die Voraussetzung für die Pflanzenwahl war die Wetterbeständigkeit, da sie nicht künstlich vor Hitze, Regen, Sturm oder Frost geschützt werden. Für die Vegetationsflächen werden extra zwei Bewässerungssysteme eingebaut. Einmal über einen Wasserstau von der unteren Schicht der Begrünung aus nach oben und über eine Tröpfchenbewässerung. Beide Systeme werden mittels Sensoren gesteuert und passen sich somit an die individuelle Wetterlage an.

Im Gebäude werden zukünftig ein sogenannter Bergpfad, ein Gedenk- und Informationsort mit roh belassenen Resten des Kommandostands, ein Hotel mit 136 Zimmern und eine Multifunktionshalle zu finden sein. Insgesamt arbeiten rund 25 Gewerke und 180 Menschen an dem Projekt. Im erste Halbjahr 2022 soll der „grüne Bunker von Hamburg“ fertig gestellt sein.