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Feste im Jahreskreis feiern

Die wiederkehrenden Feste, die wir heutzutage begehen, haben meist ihren Ursprung in jahreszeitlichen Gegebenheiten, die vor vielen Hunderten von Jahren von den Menschen entweder freudig willkommen geheißen oder aber auch gefürchtet wurden. Selbst christliche Feste, von denen viele annehmen, dass sie auf tatsächliche historische Ereignisse zurückgehen, stehen fast immer im Zusammenhang mit den Jahreszeiten. Das kommt daher, dass bis zum Einzug der Industrialisierung die Wetterbedingungen einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen hatten, auf die Art wie sie sich beispielsweise mit Nahrungsmitteln versorgen konnten, wie sie sich schützen mussten und wie sie sowohl ihre Familie als auch ihr Vieh durchbringen konnten.

Herbst und Winter – Furcht vor Kälte und Räubern

Auch wenn wir Halloween als amerikanischen Party-Spaß wahrnehmen, so ist dieses Fest in seinem Ursprung nur eine Abwandlung unseres Allerheiligen. In der gruseligen Verkleidung, die für Halloween typisch ist, erkennen wir jedoch den eigentlichen Grund für diesen Anlass: Man möchte für die dunkle und kalte Jahreszeit die bösen Geister vertreiben, die in dieser Zeit vermeintlich rumlungern. Die „bösen Geister“ stehen dabei eigentlich sinnbildlich für die tatsächlichen Bedrohungen, die Herbst und Winter darstellten, nämlich Hunger, Kälte, mögliche Überfälle und all die weiteren Härten, denen der zu früheren Zeiten noch relativ ungeschützte Mensch ausgesetzt war.

Räucherstäbchen
Rituale wie das Räuchern gehören zu den
jahreszeitlichen Festen dazu.

Ähnliches gilt auch für die Rauhnächte (oder auch Raunächte, abgeleitet von „Rauchen“ oder „Räuchern“), wobei bei ihnen bereits der Aspekt der Hoffnung, der mit der Wintersonnwende am 21. oder 22. Dezember einhergeht, mit einfließt. Als Rauhnächte bezeichnet man die Zeit zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar. Das diese sich mit unserer Weihnachtszeit überschneidet, ist kein Zufall, denn beiden Festen liegen ähnliche Motivationen zugrunde, nämlich das Durchhalten während der dunkelsten Tage des Jahres und die Freude über die Umkehr hin zu längeren und hoffentlich leichteren Zeiten. Traditionen wie das Räuchern in den Rauhnächten zeigen auch, wie man hier einmal mehr versucht, das Böse zu vertreiben und sich so frei und sauber zu machen für einen baldigen Neuanfang. Kräuter, Harze und sogar Heilsteine wurden zu Räuchermischungen zusammengestellt und in geeigneten Räuchergefäßen verbrannt, wo sie ihre mystische Kraft entfalten sollten. Auch heute noch spenden uns Kerzen, Räucherkerzen und Räucherkegel das Gefühl von Geborgenheit und Gemütlichkeit.

Frühling und Sommer – Neustart und Lebensfreude

Eigentlich bilden bereits die Rauhnächte eine Vorahnung auf bessere Zeiten, aber das Fest, das wir am stärksten mit dem Frühling assoziieren ist natürlich Ostern. Nicht Licht und Wärme spendende Symbole wie Kerzen und Räucherwerk, die im Winter so wichtig sind, begleiten dieses Frühlingsfest, sondern alles Blühende, Grüne und Frische. Auch das Ostersymbol schlechthin, das Osterei, steht für Entstehung, Wachstum und Erneuerung. Die Freude darüber, dass das Leben nun für die nächsten Monate soviel leichter sein wird, steht an Ostern im Mittelpunkt. Der christliche Hintergrund von der Auferstehung Jesu fällt also nicht zufällig in den Beginn des Frühjahrs.

Die Sommersonnwende, vielerorts Johannisnacht genannt, bedient sich dann wieder der Feuer-Symbolik. Anders als die Rauhnächte, die mehrere Tage umfassen, wird zum Ende des Sommers nur einmal gefeiert. Es ist ein recht ausgelassenes Fest, bei dem die Leichtigkeit des Sommers noch überwiegt, weshalb auch viele Paare die Sommersonnwende nutzen, um ihren Liebesschwur durch einen gemeinsamen Sprung über das Feuer zu besiegeln.

Die Jahreszeitfeste heutzutage

Es stellt sich die Frage, warum uns auch heute, wo wir weitgehend frei sind von den jahreszeitlichen Abhängigkeiten früherer Zeiten, die Feste noch begleiten und uns auch oft noch so wichtig sind. Die Antwort liegt wahrscheinlich in dem urmenschlichen Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit. Dieses liegt auch dem modernen Menschen noch in den Genen. Dass wir gerade in der dunklen Jahreszeit die Kerze noch dem künstlichen Licht vorziehen oder bei Kälte trotz Heizung auch noch gerne Räucherkerzen abbrennen, zeigt unseren Drang, uns nicht nur physisch, sondern auch emotional wärmen und damit in Sicherheit wiegen zu lassen. Die Rauhnächte von einst mögen ganz anders gewesen sein als die heutigen, doch ihre Bedeutung ist in gewissem Sinne geblieben.