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IWF: Corona vergrößert die Schere zwischen Arm und Reich

Nach einem Jahr Corona verläuft die Erholung der Weltwirtschaft schneller als zunächst erwartet, sagt derInternationale Währungsfonds (IWF) voraus. 2021 könnte das weltweite Wirtschaftswachstum bei 6,0 Prozent liegen. Das Ganze allerdings auf Kosten des Gleichgewichts.

Der IWF beschreibt die Coronapandemie in seinem Frühjahrsgutachten wie folgt: „!Eine Krise wie keine andere.“ Es kristallisiert sich aber auch ein ungewöhnlicher Aufholprozess heraus, mit dem Volkswirtschaften auf der ganzen Welt Land wieder gut machen, so der Report, der in Washington im Vorfeld der Frühjahrstagung der Institution vorgelegt wurde. Noch im Januar lag die Prognose des IWF für die globale Wirtschaft bei 5,5 Prozent Wachstum, doch nun geht man fest von 6,0 Prozent aus.

Auch für das nächste Jahr sind die IWF-Voraussagen zuversichtlicher als bisher. Die im Januar erwarteten 4,2 Prozent wurden auf 4,4 Prozent angehoben. Insgesamt war die Weltwirtschaft im Pandemiejahr 2020 um 3,3 Prozent gesunken.

Weitere Beschleunigung des Wachstums

New York City - Corona - Symbolbild
Die USA waren anfangs schwer von der Corona-Krise betroffen, erholen sich aber wirtschaftlich enorm.

Besonders sticht die weltgrößte Volkswirtschaft, die USA, heraus, die das globale Wachstum nach oben ziehen dürften. Ähnlich wie der IWF rechnet die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in diesem Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,5 Prozent.

Der Grund dafür ist das jüngst beschlossene Konjunkturpaket mit einem Volumen von rund 1,9 Billionen US-Dollar. Das sind umgerechnet circa 1,6 Billionen Euro. Dieses Paket entspricht so gut wie zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA. Ein weiterer Grund ist die gut vorangehende Impfkampagne. Bisher (Stand Mai 2021) erhielten fast 106 Millionen Einwohner der USA mindestens die erste Impfung gegen Covid-19.

Andere Volkswirtschaften erreichen das Niveau, welches sie vor der Krise hatten, erst 2021. Bei vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sei damit, laut IWF erst 2023 zu rechnen. Im krassen Gegensatz dazu, hat China bereits im vergangenen Jahr das Niveau vor der Krise erreicht.

Vorhersage für Deutschland: 3,6 Prozent

Im laufenden Jahr sollte der IWF-Vorrausage nach die Eurozone um 4,4 Prozent wachsen. Für Deutschland liegt die Wachstumsvorhersage bei 3,6 Prozent. Für das Jahr 2022 sagt der IWF für die Eurozone ein Wirtschaftsleistungswachstum um 3,8 Prozent, und für die Deutschland 3,4 Prozent voraus.

Erneut warnte der Internationale Währungsfonds vor einer globalen Erholung mit zwei sich drastisch unterscheidenden Geschwindigkeiten: Vielen Schwellen- und Entwicklungsländern fällt es schwer, aufgrund ungenügender finanzieller Mittel, die Corona-Krise zu überwinden. Außerdem stehen eben diese Länder am Ende der Schlange der Verteilung der Impfstoffe. Es drohen „gemessen an Vor-Pandemie-Erwartungen deutlich größere Lücken im Lebensstandard zwischen Entwicklungsländern und anderen“, heißt es in dem Bericht. Gemäß der IWF-Vorhersage dürfte der Einkommensverlust in den ärmeren Ländern pro Kopf ein Fünftel des entsprechenden Anteils am Volkseinkommen vor der Pandemie erreichen. Man geht davon aus, dass bereits im Jahr 2020 zusätzlich rund 95 Millionen Menschen in Armut geraten und circa 80 Millionen Menschen mehr unterernährt sind.

Unterschiedliche Geschwindigkeiten

Slum vor modernen Hochäusern
Schwellen- und Entwicklungsländer werden die Verlierer der Corona-Pandemie sein – wieder einmal!

Die ärmsten Länder der Welt müssten, laut IWF-Daten, 200 Milliarden Dollar in den nächsten fünf Jahren ausgeben, um mit den Folgen der Corona-Pandemie fertig zu werden. Um den Rückstand gegenüber reicheren Ländern zu verringern, seien weitere 250 Milliarden Dollar nötig.

Für 85 Länder hat der Internationale Währungsfonds neue Finanzierungen von über 107 Milliarden Dollar aufgelegt. Für die 29 ärmsten Länder der Welt wurden zusätzlich Schuldenerleichterungen gewährt. Eine Kapitalspritze im Umfang von 650 Milliarden Dollar steht im Raum. 42 Prozent der Summe dürften an die ärmsten Staaten gehen.

Auch innerhalb der Länder gebe es Unterschiede. So seien junge Beschäftigte und Arbeitskräfte mit schlechter Ausbildung härter durch Einkommensverluste getroffen. In Schwellen- und Entwicklungsländern verschärfe zudem der niedrigere Beschäftigungsanteil von Frauen solche Tendenzen.

Ein weiterer Risikofaktor für den Anstieg des Wirtschaftswachstums ist der unberechenbare Verlauf der Pandemie. Eine stärkere Erholung sei bei schnelleren Fortschritten des Impfens denkbar, allerding auch eine längere Krise, sollten sich Varianten des Virus bilden, gegen die die jetzigen Vakzine nicht wirken.