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Ich will doch nur ein kleines bisschen die Welt retten!

Gedanken zum Umweltschutz

Nachrichten über Klimawandel, Plastikmüll, Feinstaub und Ähnliches prasseln tagtäglich auf uns ein und machen somit klar, dass es für unsere Erde wohl fünf vor zwölf ist. Gerade eben noch habe ich die Schlagzeile gelesen „Uns bleiben noch zehn Jahre, um die Welt zu retten“. Und natürlich lassen mich all diese Horror-Meldungen nicht kalt. Wie wahrscheinlich viele andere auch, habe ich das Gefühl, dass uns, aber vor allem den uns folgenden Generationen, schlimme Zeiten bevorstehen. Und ich möchte dabei nicht untätig zusehen, sondern meinen Teil dazu beitragen, dass wir zumindest das Schlimmste verhindern können. Aber das scheint alles andere als einfach zu sein, fast alles, was man vermeintlich Gutes für die Umwelt tun kann, scheint bei genauerem Hinschauen nichts zu bringen oder vielleicht sogar noch schädlicher zu sein, als wenn man alles wie bisher macht.

Melonenstücke in Plastikschale
Auf solchen Unsinn zu verzichten fällt ja noch leicht – aber warum wird so etwas wie Melone aus der Plastikschale überhaupt angeboten?

Erfahren habe ich das beispielsweise, als ich vor einiger Zeit anfing vermehrt Konservendosen zu vermeiden und stattdessen Glas-Konserven gekauft habe. Glas braucht man doch schließlich nur auszuspülen und schon kann es wieder verwendet werden, dachte ich. Kurz darauf habe ich gelesen, dass das Bundesumweltamt Einwegglas mit zu den umweltschädlichsten Verpackungen zählt, konnte diese Aussage dann aber auch wieder nicht in dem verlinkten Beitrag des Bundesumweltamtes bestätigt finden. Stattdessen bin ich auf recht komplizierte „Wenn–Dann“-Zusammenhänge gestoßen, bei denen nicht nur der Rohstoff der Verpackung, sondern auch sein Gewicht und seine Transportwege eine entscheidende Rolle spielen. Wieder einmal wich dem guten Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben, große Verwirrung. Zurück blieb die ernüchternde Tatsache, dass sowohl Konserven als auch Einwegglas schlecht sind.

Vor einiger Zeit hat in meinem Viertel ein gut sortierter Bio-Supermarkt eröffnet. Da ich mich in meinem herkömmlichen Markt immer darüber geärgert habe, dass Bio-Obst und -Gemüse vielfach in Plastik verpackt ist, dachte ich nun endlich eine diesbezüglich plastikfreie Einkaufsmöglichkeit gefunden zu haben. Denkste! Gefühlt (aber vielleicht sogar auch tatsächlich) schien in der Obst- und Gemüseabteilung dort nahezu alles abgepackt zu sein! Außerdem sahen die Produkte dort weniger frisch aus als im „normalen“ Supermarkt. Vielleicht bin ich da auch nur einem ganz einfachen Marketing-Trick auf den Leim gegangen. Denn der „Biomarkt“ verschafft einem gerne mal von vornherein ein gutes grünes Gewissen, auch wenn es dort nicht weniger Plastik gibt als sonstwo und bei Obst und Gemüse auch nicht konsequent auf regionale Produkte gesetzt wird.

Fahrrad lehnt an Wand
Umweltfreundlich, gesund und weniger Parkplatzprobleme –
das Fahrrad hat viele Vorteile!

Apropos Marketing-Trick: Ein weiteres Mal gestutzt habe ich, als ich von einer regionalen Initiative erfahren habe, die Läden, bei denen man verpackungsfrei einkaufen kann, mit einer Plakette kennzeichnen, so dass ich als Verbraucher weiß, dass ich mir dort z.B. meine Wurst in einen mitgebrachten Behälter legen lassen kann. Gestaunt habe ich dann allerdings als ich las, dass sich auch eine große Lebensmittel-Kette aus unserer Region an dieser Aktion beteiligt und ein Firmensprecher sich in diesem Zuge mit den Umweltbemühungen seines Unternehmens rühmte. Dabei werden in einigen Filialen dieser Kette zu Geschäftsschluss alle aufgeschnittenen und offenen Wurst- und Fleischstücke in Folie eingeschweißt und am nächsten Morgen wieder entpackt. Hätte ich das nicht selbst mal zufällig mitbekommen, würde ich wohl auch guten Gewissens in diesem „ausgezeichneten“ Laden weiter einkaufen. Mein Fazit: Auch vordergründig gut gemeinte Ansätze und Orientierungshilfen werden zu reinen Marketingszwecken missbraucht!

Auch die Nachricht, dass jetzt ein so großes Unternehmen wie der Supermarkt-Riese „Real“ etwas für die Umwelt tun möchte, hat mich zunächst gefreut. Dort möchte man demnächst keine Plastiktüten mehr in der Obst- und Gemüseabteilung auslegen und an deren Stelle Papiertüten anbieten. Bereits einen Tag nach dieser Ankündigung kam dann wieder mal die Ernüchterung, als der der „Bund für Umwelt und Naturschutz“ (Bund) mitteilte, dass die Ökobilanz für recyclete Papiertüten schlechter ausfällt als die für Plastiktüten. In diesen Kontext passte für mich dann auch die Meldung, dass im Moment Tomaten aus Spanien ökologisch unbedenklicher sind als solche aus der heimischen Region, weil Letztere derzeit ja noch in Gewächshäusern energie- und ressourcenintensiv bewässert und gewärmt werden müssen.

Ich könnte jetzt noch viele Beispiele anführen, warum mich meine Bemühungen, die Welt doch nur ein kleines bisschen retten zu wollen, immer wieder verzweifeln lassen. Letztlich ist Umweltschutz denn doch eine komplexe Angelegenheit, die mich mitunter einfach überfordert. Zudem bin ich zeitlich eingeschränkt, nur begrenzt in der Lage, für Arbeit und Einkauf auf das Auto zu verzichten. Aber es bleibt mir immerhin ein paar Dinge zu tun, bzw. zu lassen, die denn unwidersprochen umweltfreundlich sind, auch wenn sie vielleicht nicht perfekt sind. Ich nehme das Fahrrad, wann immer das für mich möglich ist, auch wenn es ohne Auto letztlich nicht geht. Ich habe meinen Fleischkonsum eingeschränkt und bin sparsam im Verbrauch von Milcherzeugnissen geworden. Soweit ich es mir leisten kann, greife ich zu Bioprodukten. Und wenn ich mal mehr Zeit haben werde, werde ich nochmal ernsthaft versuchen, die vielen Faktoren bewerten zu können, die beim Umweltschutz eine Rolle spielen. Bis dahin bleibt mir leider manchmal nichts anderes übrig, als häufig ein schlechtes Gewissen zu haben.

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